Paradigmenwechsel/Neue Sichtweisen
Die Dringlichkeit des Einbezugs und der Schonung von Umwelt, Klima, Ressourcen beim Bauen bedeutet und benötigt einen einschneidenden Paradigmenwechsel:
Im Verhältnis von Stadt/Artefakt zu Umwelt und Natur. In der Art der Wohnvorstellung im Alter, die mit einem respektvollen Umgang mit Menschen zusammenhängt; in der Abkehr von funktionalen modernistischen Idealen.
Im Umgang mit Ressourcen generell.
Im Einbezug von Lebenszyklen, Kreislaufsystemen für Struktur, Materialien und Nutzung.
Im Erhalt und der Stärkung kultureller Errungenschaften für die kommenden Generationen.
Städtebau/Volumen/Park: Die Elemente in Synergie
Mit diesen Prämissen ist es offensichtlich, dass die bisher am Ort verwendete Typologie von Gebäude zu Park und zur inneren Organisation mit der geplanten Ergänzung eine umfassendere, rücksichtsvolle und synergetische Haltung benötigt. So soll jedes Element in sich schlüssig sein und gleichzeitig das umliegende in seiner Eigenart stärken.
Konkret werden durch die Setzung und Ausprägung des neuen Volumens die Eigenschaften des Parks verstärkt, indem die leicht raumfassenden Formen den Park auf allen Seiten quasi umarmen. Am nordwestlichen Rand kommt die identitätsbildende Hängebuche mit den anderen bestehenden Bäumen zu einem prominenten Auftritt, so dass ein würdiger Auftakt zu Haus und Park entsteht. Dabei werden auch die Bäume des bestehenden Parkplatzes mit einbezogen. Vom Rettenbachweg kommend, führt die Geste des Volumens mit dem fortführenden Weg zur Mitte des Ensembles der Villa und klärt die Orientierung. Zum inneren des Geländes hin schliesslich bildet das konkave Volumen eine räumliche Fassung der zentralen Figur der Lichtung im Herzen des Parks. So zeigt sich das neue Volumen als Teil des Parks und ganz entspannt neben dem bestehenden Bau.
Die Gesten des Volumens bleiben nicht ohne Bedeutung für Zugänge von verschiedenen Seiten. Zusammen mit den eingeschossigen Bereichen entstehen Durchlässigkeit und die Verbindung der beiden Gebäude und deren Nutzungen.
Ein Park mit Geschichte/n
Die Gestaltung des Parks geht auf seine lange Geschichte als Rückzugsort außerhalb der Stadt zurück, der im Laufe der Zeit langsam in das neue urbane Gefüge integriert wurde, das heute die Stadt Winterthur definiert. Dieser historische Park, der einst ein wichtiges Sprungbrett in das städtische Leben innerhalb der alten Stadtgrenzen war, hat eine Vielzahl von Veränderungen und Mutationen durchlaufen, die verschiedene Epochen, Stile und Motive umfassen, die heute ungeordnet und fragmentiert auf dem Gelände liegen. Der neue Landschaftspark soll diese verschiedenen Elemente durch eine gemeinsame Gestaltsprache zusammenbringen und die verschiedenen Geschichten, die das Gelände geprägt haben, zusammenführen und in eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft projizieren.
Wie eine archäologische Stätte trägt der Adlerpark die Spuren eines anderen Lebens. Das Projekt versucht, die Geschichte des Landschaftsparks wiederzubeleben, indem es die geologischen Kräfte, die diesen Boden einst durchzogen, wieder aufleben lässt. Das im Alpenvorland gelegene Molassebecken ist, ähnlich wie die Ansammlung von Architektur, die innerhalb der Grenzen des Geländes zu finden ist, eine Ansammlung von Material, das durch allmähliche Ablagerung, die das Schweizer Mittelland charakterisiert - eine Schotterschicht und ein Nebenprodukt seiner geologischen Geschichte. Das Projekt verwendet diese Materialien und kombiniert sie mit dem Abbruchmaterial, das bei der gegenwärtigen Umwandlung anfallen wird, um ein neues Konglomerat zu schaffen, das in der Lage ist, seine Geschichte mit seiner Zukunft zu verbinden.
Architektur, ein Regal im Park
So grosszügig und eindeutig die Gesten des Volumens sind, erscheint die Ebene der Architektur durchlässig, trotz der Grösse fast ephemer, indem eine in der Tiefe variable Vorzone das Volumen umgibt, die je nach Anforderung Veranda, grosser Balkon, Lärmdämmer oder Filter zu den Zimmern sein kann. Diese Zone gibt den Zimmern Diskretion und Schutz von aussen und von innen Privatheit und einen kleinen, fakultativ nutzbaren Bereich für Pflanzen oder einen Stuhl. Dieser gitterartige, bewachsene Vordergrund prägt die Erscheinung des Gebäudes. Fenster und geschlossene Holzpaneele bilden den ruhigen Hintergrund.
Gemeinschaftliches Wohnen
Die Anordnung der Zimmer zu Gruppen von zwei bis vier Zimmern schafft erkennbare Sequenzen. Die Lücken zwischen diesen Zimmern bringen Licht, Orientierung und bilden kleine Aufenthaltsorte mit Loggia. Vom Zimmer zur Wohngruppe bis zu den gemeinsamen Räumen für zwei Gruppen entstehen so feine Abstufungen der Nachbarschaft und des Austausches.